Familie 9 - Testbericht 3


„Ein einzg’er Augenblick kann alles umgestalten!“ (Wieland, 1780)
Die Entscheidung, den Platz um den Ochsenhauser Hof umzugestalten, ging wohl etwas zu schnell, ohne große Überlegungen zur Nutzbarkeit und Barrierefreiheit. Die Kritik an den Polygonalplatten zur Barrierefreiheit ist verständlich. Allerdings sollten die nicht ganz ebenen Platten doch für Kinder kein Problem darstellen.

Für mich wirkt die Neugestaltung des Ochsenhauser Hofs sehr ansprechend und einladend. Ebenso finde ich die in den letzten Jahren gestalteten Plätze am Schadenhof und Postplatz sehr gelungen. Der Kirchplatz weist durch die Bepflanzung, die Positionierung der Bänke und den Bach eine hohe Aufenthaltsqualität auf und wird angenehm zoniert.

Auf dem Marktplatz ist diese Zonierung durch Sitzmöglichkeiten und Grünflächen leider, vermutlich aufgrund des Wochenmarkts nicht möglich. Trotzdem finde ich die Idee der robusten, verschiebbaren Stühle sehr gut. Vielleicht sollte es ein paar mehr davon in der Innenstadt geben!

Beim Schlendern durch die Biberacher Gassen wird das indirekte Leitsystem der Stadt sichtbar: die gestalteten Schachtdeckel, die jeweils einen Hinweis auf bestimmte Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomieangebote in Biberach geben. Ein sehr schönes Detail, das meistens erst auf den zweiten Blick erkannt wird.

Weniger schön sind die neuen Stelen, die sich als Leitsystem überall in der Innenstadt verteilen. Durch die sehr einfache, robuste Gestaltung und die Positionierung in der Stadt sind sie, meiner Meinung nach, nicht ansprechend, vor allem aber nicht „leitend“, da sie zu leicht übersehen werden. Besser wären vielleicht zentrale, übersichtliche Stadtpläne, die weiter von den Gebäuden abgerückt sind, sodass sie jeder Stadtbesucher erkennt. Positiv am aktuellen Leitsystem finde ich den Ansatz der Einteilung in die verschiedenen „Plätze“.

Alles in allem hat Biberach eine gemütliche Innenstadt, die auch deutlich zeigt, was wohl das Ziel der Stadt ist: gut situierte Familien in die kleine Kreisstadt zu holen. Hier kommen vielleicht manchmal junge Menschen und weniger gut situierte Menschen zu kurz. Der Reichtum der Stadt zeigt sich immer wieder, vor allem auch in der Sauberkeit der Innenstadt. In kaum einer anderen Stadt würde ich mein Brötchen, das mir auf den Boden gefallen ist, noch weiter essen.