25.10.2023

Saulgauer Straße 2 ist erneut Thema im Gestaltungsbeirat

Die JL-Gruppe aus Ulm will wie berichtet auf dem Gelände des früheren Autohauses Kundrath in der Saulgauer Straße 2, wo sich einst die Ausstellungshalle des Opel-Händlers befand, 38 Sozialwohnungen schaffen. In der jüngsten Sitzung des Gestaltungsbeirats wurde der aktuelle Stand des Projekts vorgestellt. Investor Jan Leis nutzte die Gelegenheit, um den derzeit schwierigen Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Gestaltung zu verdeutlichen.

Erst im Juni hatte die JL-Gruppe mit Geschäftsführer Jan Leis an der Spitze das Grundstück in der Saulgauer Straße erworben, entsprechend waren die Mitte Juli im Gestaltungsbeirat erstmals vorgestellten Pläne noch nicht ganz ausgereift. Das „Wohnen am Rotbach“, das richtigerweise „Wohnen am Wolfentalbach“ heißen muss, wie Baubürgermeister Christian Kuhlmann im Gestaltungsbeirat anmerkte, sieht acht Ein-Zimmer-, 21 Zwei-Zimmer- und neun Drei-Zimmer-Wohnungen vor. Dies ergebe in Summe eine Wohnfläche von 2.300 Quadratmetern, erklärte Architekt Jörg Aldinger vom Architekturbüro Aldinger aus Stuttgart, als er das Projekt zum zweiten Mal im Gestaltungsbeirat präsentierte. Dafür soll nicht nur das Bestandsgebäude genutzt und aufgestockt, sondern in Bachnähe auch ein neues Mehrfamilienhaus samt Tiefgarage gebaut werden.

Aldinger erläuterte zwei verschiedene Varianten für die Freianlagen, die beide – nachdem vom Gestaltungsbeirat zuvor angeregt – einen öffentlichen Weg zwischen Gewässer und Saulgauer Straße an der Südseite vorsehen. Während bei der ersten Variante das Gelände zum Wolfentalbach hin „charmant und weich“ nach und nach abfällt, wird bei der zweiten der rund drei Meter große Höhenunterschied mit einer Treppe überwunden.

Ein weiterer markanter Unterschied der beiden Optionen ist die Tiefgarage unter dem Bestandsgebäude. Werden bei Variante eins laut Aldinger „einige Kubikmeter Tiefgarage zurückgebaut“, bleibt bei Variante zwei die Tiefgarage erhalten. Mit entsprechenden Auswirkungen auf den Stellplatzfaktor. Ohne Tiefgarage läge dieser bei 0,3 pro Wohnung (elf PKW-Stellplätze, 76 Fahrradstellplätze) mit Tiefgarage bei 0,6 (22 PKW-Stellplätze, 60 Fahrradstellplätze). In beiden Fällen müsste die Kompensation der fehlenden Stellplätze – vorgeschrieben ist der Faktor 1,5 – durch alternative Mobilitätsangebote sichergestellt werden.

Investition muss sich rechnen

Aldinger erklärte, dass Variante zwei die favorisierte sei. Die Wohnungen hätten hier dasselbe Eingangsniveau wie die Saulgauer Straße, außerdem schneide diese Ausführung in den Punkten Graue Energie, Statik und Wirtschaftlichkeit besser ab.

Eine Einschätzung, die der Gestaltungsbeirat stellenweise anders bewertete und deshalb zu Variante eins tendierte. Ingrid Burgstaller erklärte, die Einbindung der Uferraum-Wohnungen von der Saulgauer Straße aus funktioniere hier besser. Frederik Künzel hob bei Variante eins zudem hervor, dass weniger Fläche versiegelt werde, was „wahnsinnig wertvoll“ sei. Durch einen Teilabriss der Tiefgarage könnte zudem eine harmonischere Freiraumgestaltung auf der Südseite erfolgen.

Vom Gestaltungsbeirat wurde auch ein durchgängiger Erschließungsgang des Neubaus durch das Be-standsgebäude direkt an die Saulgauer Straße vorgeschlagen. Dadurch erhielten die neuen Wohnungen einen eindeutigen Zugang, darüber hinaus entfiele auch ein Außenaufzug in der Freifläche. Grundsätzlich wurde angeregt, den langen Gebäuderiegel aus Bestands- und Neubau deutlicher zu strukturieren. „Eine klare Zäsur, damit das Gebäude nicht als Gesamtes zu sehen ist“, wünschte sich Ingrid Burgstaller. Architekt Aldinger entgegnete, er könne sich durchaus eine gestalterische Fuge vorstellen, um dem entgegenzuwirken.

Investor Jan Leis machte auf diese Ausführungen hin ein paar grundsätzliche Anmerkungen und verwies auf die derzeit „großen Veränderungen am Kapitalmarkt“. Diese führten dazu, dass das Projekt am Rand der Wirtschaftlichkeit sei. Er habe gehofft, im Gestaltungsbeirat Anregungen zu bekommen, die die Wirtschaftlichkeit verbessern. Dies sei leider nicht der Fall, merkte Leis an. Bei Variante eins verursache allein die Statik Mehrkosten im sechsstelligen Bereich. „Wir wollen investieren“, betonte Leis. „Das ist ein wichtiges Projekt, der Wohnraum wird dringend gebraucht.“ Gestaltungsbeirat Künzel bekräftigte, dass es eine „Katastrophe“ wäre, wenn nicht gebaut werden könnte. Jan Leis ergänzte, er müsse nach den Vorgaben der Förderprogramme bauen. Eine Reaktion auf die Äußerungen im Gestaltungsbeirat könne sein, dass mehr kleine Wohnungen entstehen. „Letztlich entscheidet der Mietspiegel darüber, ob so ein Projekt realisierbar ist.“