20.03.2024

In Biberach könnten weitere Wärmenetze entstehen

Sie ist für größere Kommunen im Land verpflichtend und soll Potenziale für eine zukunftsfähige und auf erneuerbaren Energien basierende Wärmeversorgung aufzeigen: die Kommunale Wärmeplanung. Die Stadt hat im vergangenen Jahr einen Wärmeplan erstellt, der für das gesamte Stadtgebiet Potenziale verschiedener nachhaltiger Energieformen aufzeigt. Der Bauausschuss hat nun die ersten sechs Maßnahmen beschlossen, deren Umsetzung innerhalb von fünf Jahren beginnen soll. Zentraler Punkt ist die Entwicklung eines Masterplans.

Vergangenen November hatte die Stadt bei einer Informationsveranstaltung die Zwischenergebnisse der Wärmeplanung vorgestellt. Dabei ging es auch um die Frage, ob in einem Gebiet in Zukunft ein Wärmenetz oder eher eine Einzelversorgung realisierbar ist.

„Die Bürgerinnen und Bürger wollen natürlich wissen, ob ihr Haus in einem Gebiet liegt, wo Wärmenetze sinnvoll sind“, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann im Bauausschuss. „Diese Antworten können wir im Moment aber noch nicht geben.“

Die vorliegende Bestandsanalyse zeigt unter anderem auf, welche Energieträger aktuell für die Wärmeversorgung verwendet werden oder aus welchem Jahr die eingebauten Heizungen stammen. Laut Philipp Fendrich vom Büro IBS, das den Wärmeplan im Auftrag der Stadt erstellt hat, sind die Daten sehr genau, da sie von den Bezirksschornsteinfegerinnen und -fegern zur Verfügung gestellt wurden.

Auf dieser Grundlage haben sich für Biberach und die Teilorte die Eignungsgebiete für Wärmenetze oder Einzelversorgungen ergeben. Letztere bedeuten, dass die Eigentümer sich selbst um die Wärmeversorgung kümmern müssen, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe.

Ausbau keine städtische Aufgabe

Wärmenetze machen vor allem in der Innenstadt, in eng bebauten Wohngebieten mit Geschossbauten sowie in Gewerbegebieten Sinn. Je weiter es an den Rand der Altstadt und in die Teilorte geht, desto wahrscheinlicher werden individuelle Lösungen.

Da diese Übersicht aber nur Potenziale aufzeige, wisse man heute noch nicht, wo tatsächlich Wärmenetze entstünden, betonte Kuhlmann. Es seien noch zu viele Fragen offen. Unter anderem, wer die Wärmenetze baue, ergo auch finanziere. „Das ist nicht Aufgabe der Stadt.“ Wenngleich sie derzeit in der südlichen Kernstadt ein Wärmenetz baue, könne dies allein schon aus Kosten- und Personalgründen nicht dauerhaft geleistet werden.

Philipp Fendrich ergänzte, dass die Stadt Biberach grundsätzlich gute Voraussetzungen für die Entwicklung weiterer Wärmenetze habe. Es gebe bereits einzelne Netze, die wachsen und verbunden werden könnten. Im nächsten Schritt soll der Masterplan Wärmenetze entwickelt werden. „Dann können wir den Bürgerinnen und Bürgern auch konkrete Antworten geben“, sagte Kuhlmann.

Der Plan werde sowohl Umfang als auch Priorisierung des weiteren Netzausbaus aufzeigen. Die Entwicklung des Masterplans beschloss der Bauausschuss ebenso wie die Weiterentwicklung des Wärmenetzes in der Innenstadt und die regenerative Transformation des Wärmenetzes Fünf Linden.

Außerdem soll das Neubauquartier Hirschberg CO2-neutral werden und weitergehende Untersuchungen zur Tiefengeothermie erfolgen. Zustimmung erhielt auch ein CDU-Antrag, weitergehende Untersuchungen zur Energiegewinnung aus Flusswasser (Flusswasserwärmepumpe) in die Maßnahmen- Liste aufzunehmen.

CDU-Rätin Petra Romer-Aschenbrenner ergänzte, dass sich diese Technologie eventuell rasch und technisch vergleichsweise einfach umsetzen lasse. Christian Kuhlmann bekräftigte, dass Potenzial vorhanden sei. „Wir prüfen das ohnehin in Zusammenhang mit der neuen Wärmezentrale in der Breslaustraße.“ Magdalena Bopp (FW) erklärte, aus ihrer Sicht seien für den Betrieb von Wärmenetzen Tiefengeothermie und Flusswasserwärmepumpen am vielversprechendsten.

Sie äußerte die Befürchtung, dass viele Hausbesitzer enttäuscht sein könnten, wenn ein Anschluss ihrer Gebäude nicht möglich ist. Dies würde schließlich hohe Kosten nach sich ziehen.

Als einen ersten wichtigen Schritt von vielen weiteren, die noch folgen, bezeichnete Waltraud Riek (SPD) die Kommunale Wärmeplanung. Derzeit würden viele Fragen noch nicht beantwortet. „Wir sind froh, dass es weitergeht, aber vor uns liegt noch ein sehr langer Weg.“

Auch Oliver Lukner (FDP) sprach die noch offenen Fragen und die damit verbundene Unsicherheit bei den Bürgern an. Die möglichen Wärmenetze würden nur bedingt weiterhelfen, viele Hausbesitzer seien weiterhin außen vor, weil ein Anschluss nicht funktioniert. Für jene müsse überlegt werden, wie sie unterstützt werden könnten, so Lukner.

Für Silvia Sonntag (Grüne) ist es wichtig, grundsätzlich „technologieoffen“ zu sein. Sie warf die Frage auf, ob Tiefengeothermie in absehbarer Zeit eine Alternative sein könnte. Sie setze eher auf Großwärmepumpen mit Flusswasser. Baubürgermeister Kuhlmann betonte, dass der zu erarbeitende Masterplan auf dem aktuellen Wissenstand basiere. Niemand wisse heute, welche Technologien in den kommenden Jahrzehnten zur Verfügung stünden. Im Masterplan gehe es jetzt darum, die großen Potenziale zu beurteilen und herauszufinden, wo Wärmenetze entstehen und mit welcher Energie sie versorgt werden könnten.

Die Kommunale Wärmeplanung als solche müsse alle fünf Jahre fortgeschrieben werden.