10.04.2024

In Biberach gibt es weiterhin einen Schützenbus

Seit 1995 sorgt der Schützenbusverkehr dafür, dass Besucherinnen und Besucher zum Schützenfest und wieder nach Hause kommen. Bis 2019 wurden auf 15 Linien in zehn Tagen knapp 27.000 Kilometer gefahren. Nach der Corona-Pandemie wurde das Angebot im Jahr 2022 fortgesetzt, allerdings mussten die Leistungen um rund 30 Prozent gekürzt werden. Und auch für dieses Jahr zeichnen sich weitreichende Veränderungen ab, vor allem für das Umland. „Der Schützenbus ist ein Erfolgsmodell, das wir in Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen so gut es geht fortsetzen möchten“, sagte der Erste Bürgermeister Ralf Miller im Gemeinderat. Für das Liniengebiet der Stadtwerke Biberach gibt es bereits eine Lösung.
Der Schützenbus bringt die Besucherinnen und Besucher des Schützenfests bequem und sicher zum Fest und wieder nach Hause.; © Stadt Biberach

Keine Parkplatzsuche, unbeschwertes Feiern, sicheres Heimkommen: Der Schützenbus ist für viele ein fester Bestandteil des Schützenfests. 1995 ins Leben gerufen, wurde der Verkehr bis 2001 stetig ausgebaut. Bis 2019 unterstützten jährlich 16 Gemeinden im Landkreis das Angebot, das nach der Einführung der Tageskarte im Jahr 2013 sogar kostendeckend war. Ein Konstrukt, das bis ins Jahr 2019 funktionierte.

Damals hatten sechs Verkehrsunternehmen 18 Gelenkbusse im Einsatz, die Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro konnten durch den Fahrkartenverkauf eingenommen werden. Nach der Pandemie kam es zu ersten Einschränkungen. Schon 2022 waren nicht mehr genügend Verkehrsunternehmen bereit, Busse und Fahrer zu stellen, die Leistungen mussten um knapp ein Drittel reduziert werden.

Bereits damals gab es von Verkehrsunternehmen das Signal, künftig nicht mehr aktiv den Schützenbusverkehr bedienen zu wollen. Seitdem hat sich die Situation nicht verbessert, viele Verkehrsunternehmen haben immer noch mit einem akuten Fahrermangel zu kämpfen.

Für Biberach ändert sich nicht viel

Für das Liniengebiet der Stadtwerke (Stadtgebiet Biberach, Rißegg, Rindenmoos, Mittelbiberach, Stafflangen, Mettenberg, Laupertshausen und Ellmannsweiler) ändert sich zu den Vorjahren nicht viel. Für die Fahrt zum Schützenfest kann bis 21 Uhr der reguläre Stadtlinienverkehr genutzt werden, der um eine Fahrt ergänzt wird.

Für die Rückfahrt wird ein Ersatzverkehr mit drei Gelenkbussen für das Anrufsammeltaxi organisiert. Zusätzliche Fahrer werden dadurch nicht benötigt, da der reguläre Anrufsammeltaxi- Verkehr entfällt. „Das Angebot bei den Rückfahrten entspricht in etwa dem, was wir bis 2019 hatten“, sprich die letzten Rückfahrten liegen zwischen 2 und 3.15 Uhr, sagte Miller.

Festbesucher aus Ringschnait könnten unter anderem die neue Regiobuslinie nutzen – allerdings verkehrt diese nicht bis spät in die Nacht. Neben den Regiobuslinien Biberach-Memmingen und Biberach-Riedlingen nannte Miller auch die Regio-S-Bahn in Richtung Laupheim als Möglichkeit des „grundsätzlich verbesserten Nahverkehrsangebots“, um zum Schützenfest und wieder nach Hause zu kommen. All diese Angebote könnten ohne zusätzliches Personal bewerkstelligt und mit den üblichen DING-Tarifen und normalen Fahrscheinen wie beispielsweise dem Deutschlandticket genutzt werden.

Auswirkungen auf umliegende Gemeinden Bei einem Abstimmungsgespräch im Januar mit Vertretern der regionalen Verkehrsunternehmen, der Stadtwerke, der Schützendirektion, des Heimatfests in Laupheim und des Verkehrsamts des Landratsamtes hatten die Verkehrsunternehmen allesamt erklärt, dass sie aufgrund des akuten Fahrermangels nicht in der Lage seien, zusätzliche Leistungen für Sonderverkehre zu übernehmen. Miller erklärte jedoch, dass es Gespräche über eine Ausweitung des Angebots gebe und der Landkreis bei entsprechenden Anträgen für Sonderverkehre bereit sei, diese finanziell zu unterstützen.

Die Fraktionsvertreter freuten sich in ihren Wortmeldungen zwar über die für Biberach gefundene Lösung, bedauerten aber auch den voraussichtlichen Wegfall des Schützenbusangebots für das Umland. Für Biberacher Festbesucher ändere sich praktisch nichts, sagte Stefanie Etzinger (FW), dies seien gute Nachrichten. Sie befürchte aber Parkplatzprobleme beim Wegfall der anderen Schützenbusse oder, dass sich mancher Besucher betrunken hinters Steuer setze.

„Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist, ohne zusätzliche Verkehrsunternehmen ein Angebot machen zu können“, sagte Gabriele Kübler (SPD). Die wichtigste Aussage sei, dass es auch in diesem Jahr einen Schützenbus geben werde, nur eben unter anderem Namen: „Anrufsammeltaxi-Ersatzverkehr“. Ringschnait profitiere immerhin von einem besseren Nahverkehrsangebot.

Der Fachkräftemangel habe nun auch den Schützenbus erreicht, stellte Oliver Lukner (FDP) fest und prognostizierte, dass sich aufgrund der Veränderungen Leute beschweren würden. „Aber von denen will keiner Bus fahren.“ Lukner warb für mehr Wertschätzung gegenüber den Busfahrern und erklärte, man müsse überhaupt um jeden Fahrer froh sein.

Friedrich Kolesch (CDU) bedauerte, dass das „Erfolgsprodukt Schützenbus beerdigt wird“. Es sei positiv, dass für fast alle Biberacher eine Lösung gefunden worden sei. Für Ringschnait wäre seine Fraktion dankbar, wenn es doch noch eine Alternative gebe. „Verlierer ist aber unser Umland“, sagte Kolesch und nannte allen voran Ummendorf und Schemmerhofen. „Das bedauern wir sehr, Schützen bedeutet Stadt und Land zusammen.“ Er erinnerte daran, dass weniger Parksuchverkehr einer der Hauptgründe für den Schützenbus gewesen sei. „Was passiert jetzt, wenn alle mit dem Auto kommen?“ Kolesch schlug vor, mit großen Firmen das Gespräch zu suchen, um deren innenstadtnahe Parkplätze eventuell abends und wochenends nutzen zu können.

Entspannung zeichnet sich ab

Rudolf Brüggemann (Grüne) thematisierte die Vorzüge der Veränderungen – im DING-Tarif und mit Deutschland- Ticket sei das Angebot finanziell attraktiver als bisher. Der Regiobus sei zumindest für Familien eine gute Alternative. Er hoffe, dass das ein oder andere Unternehmen mit Zustimmung des Landkreises noch ein Angebot „bis in die Nacht“ bereitstelle.

Ralph Heidenreich (Linke) kritisierte, dass ein „funktionierendes, einheitliches System“ geändert werden muss. „Zum Schützenfest gehört der Bus.“

In der Zwischenzeit hat es verschiedene Gespräche über etwaige Verstärkerfahrten für Gemeinden rund um Biberach gegeben. Vollzug für eine Ausweitung des Angebots kann zwar noch nicht vermeldet werden, aber es ist durchaus möglich, dass auch über das Biberacher Stadtgebiet hinaus in diesem Jahr Schützenfestbusse fahren.