07.07.2023

Kindertagesbetreuung: Ergänzendes Angebot für berufstätige Eltern

Im Herbst 2022 hat der Gemeinderat den Beschluss gefasst, aufgrund des enormen Personalmangels im Bereich der Kindertageseinrichtungen den Betreuungsbaustein Ganztag mit 55 Stunden (GT55) ab September 2023 abzuschaffen. Dies hat zu Diskussionen und Kritik bei berufstätigen Eltern geführt. Die Stadt Biberach hat zugesagt, gemeinsam mit den Einrichtungen und den Eltern nach Lösungen zu suchen.
Zum neuen Kindergartenjahr startet im Kindergarten Sandgrabenstraße, zeitgleich mit der Abschaffung von GT 55, ein Pilotprojekt, das die Stadt Biberach in Kooperation mit der Firma Boehringer-Ingelheim auf den Weg gebracht hat. ; © Stadt Biberach

„Faktisch kann eine Betreuung in diesem Umfang leider nicht zuverlässig angeboten werden. Verlässlichkeit ist uns jedoch sehr wichtig“, erklärt Erster Bürgermeister Ralf Miller, weshalb man folgerichtig vorgeschlagen habe, auf GT55 zu verzichten. Die intensiven Bemühungen im gemeinsamen Austausch mit den Eltern der betroffenen städtischen und hospitälischen Einrichtungen für einen Ausgleich sind inzwischen nahezu abgeschlossen.

Über eine Umfrage und in mehreren Elternabenden wurden die Öffnungszeiten ermittelt, die den Betreuungsbedarf der betroffenen Eltern am besten abdecken. So konnten für alle Einrichtungen im großen Konsens geeignete Öffnungszeiten vereinbart werden. Im Austausch aller Einrichtungen wurde überdies erreicht, dass zukünftig gestaffelte Start- und Endzeiten gelten, so dass sich Eltern gezielt die Einrichtung mit der für sie passenden Öffnungszeit aussuchen können. Denn die Bedarfe sind sehr individuell. Nicht alle Eltern benötigen Anfangszeiten zwischen 7 und 7.30 Uhr, sind aber auf spätere Endzeiten angewiesen.

Ziel ist, dies auch gemeinsam mit den freien Trägern zu erreichen, damit in allen Stadtteilen unterschiedliche Angebote vorhanden sind. Hierzu fand bereits ein erster Austausch statt.

Spielgruppe ergänzt das Angebot

Zusätzlich startet im Kindergarten Sandgrabenstraße zum neuen Kindergartenjahr, zeitgleich mit der Abschaffung von GT 55, ein Pilotprojekt, das die Stadt Biberach in Kooperation mit der Firma Boehringer-Ingelheim auf den Weg gebracht hat. Boehringer Ingelheim Standortleiter Dr. Fridjof Traulsen macht deutlich „Eine gute Kinderbetreuung ist uns als Familienunternehmen sehr wichtig. Die Anforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten sind vielfältig. Wir müssen diese gut verstehen und passende Lösungen finden.“

Im Kindergarten Sandgrabenstraße ist dies gelungen. Ein in der Kindertagespflege bereits erfahrener Anbieter, die Fröscher GmbH, bietet zukünftig dort eine Spielgruppe an, die die Öffnungszeiten der Betreuungsgruppen mittwochs und freitags um insgesamt fünf Stunden verlängert. Einige pädagogische Fachkräfte können es ermöglichen, nebenberuflich für die Fröscher GmbH tätig zu sein und dadurch für die Kinder ein durchgehendes Betreuungsangebot mit bekannten Fachkräften in gewohnter Umgebung anzubieten.

Die Eltern melden ihre Kinder jeweils im Vormonat für das Angebot an und können auch einzelne Betreuungstage auswählen. Das Angebot steht allen Eltern bzw. Kindern des Kindergartens Sandgrabenstraße zur Verfügung. Nach einem Jahr wird das Pilotprojekt evaluiert und über Anpassungen, Fortführung oder Ausweitung entschieden.

Erster Bürgermeister Ralf Miller: „Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, mit der Spielgruppe in der Sandgrabenstraße neue Wege zu gehen. Mit dem ergänzenden Angebot versuchen wir, die Betreuungsbedarfe der Eltern bestmöglich abzudecken. Unseren Fachkräften bin ich sehr dankbar, dass sie diesen außergewöhnlichen Weg mittragen.“

Abgerundet wird das Angebot ab 1. September durch zwei Großtagespflegegruppen – betrieben durch die Fröscher GmbH – mit jeweils neun Plätzen in der Waldseer Straße 19/1; das Gebäude wurde früher für hospitälische Krippenplätze der Firma Boehringer Ingelheim genutzt.

EBM Miller macht deutlich, diese Art der Betreuung runde das Betreuungsangebotsportfolio in Biberach ab. Dr. Fridjof Traulsen betont, dass er froh sei, die Stadt Biberach und die Hospitalstiftung als starke Partner in Kinderbetreuungsfragen zu haben.

Von der Kürzung betroffene Eltern – auch Eltern, die ihr Kind für diese Einrichtungen angemeldet haben – wurden bereits informiert. Die Möglichkeit, die Einrichtung zu wechseln, um zukünftig die Spielgruppe in Anspruch zu nehmen, wurde nicht in Anspruch genommen.