01.08.2023

Ehemaliges Kundrath-Areal: Neue Pläne für die Weiterentwicklung

Die Pläne waren ausgearbeitet, doch dann herrschte Stillstand: Die Herecon Projekt GmbH aus Bernau (Chiemsee) plante auf dem südlichen Teil des ehemaligen Kundrath-Areals an der Ecke Kolpingstraße/Saulgauer Straße Studentenwohnungen und eine große Gastronomie mit Hausbrauerei der Barfüßer-Gruppe aus Ulm. Doch Ende vergangenen Jahres sah sich der Investor gezwungen, das Nutzungskonzept zu ändern. Dieses sieht im Erdgeschoss nun eine kleinere Gastronomie sowie weitere Flächen für Gewerbe vor. In den Obergeschossen soll Wohnraum entstehen.
Für den südlichen Teil des ehemaligen Kundrath-Areals gibt es neue Pläne mit kleinerer Gastronomie, weiterem Gewerbe und Wohnraum. ; © Stadt Biberach

Der Gemeinderat befasste sich vergangene Woche sowohl mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zum Projekt als auch mit dem dazugehörigen Durchführungsvertrag. Baubürgermeister Christian Kuhlmann blickte in seinen Ausführungen zurück auf den Juli 2020, als die ersten Überlegungen von Herecon für das Areal im Gestaltungsbeirat präsentiert wurden und das Bebauungsplanverfahren startete.

Zuletzt waren die Pläne mit Großgastronomie und Studierendenwohnheim dann vor einem Jahr im Gestaltungsbeirat diskutiert worden. Danach wurde es ruhig. Ende 2022 teilte Herecon der Stadt mit, dass das Nutzungskonzept geändert werden müsse. Wie kam es dazu?

„Im vergangenen Jahr gab es eine erhebliche Veränderung der Rahmenbedingungen“, erklärte Christian Kuhlmann. Steigende Baukosten, explodierende Zinsen, Nachwirkungen der Pandemie, Verfügbarkeit der Baufirmen – all dies habe zu großen Verwerfungen geführt. „Das Projekt stand auf der Kippe“, so Kuhlmann, mit dem Investor seien deshalb viele Gespräche geführt worden, die auch zu Ergebnissen führten.

Aktuell wird beabsichtigt, zwei drei- bis fünfgeschossige Wohn- und Geschäftsgebäude samt Tiefgarage zu bauen. Im Erdgeschoss ist weiterhin eine Gastronomie mit Außenbereich vorgesehen, aber kleiner. Stattdessen gibt es Raum für weitere gewerbliche Nutzungen.

Für die Wohnungen in den Obergeschossen – jeweils rund 135 Einheiten – gibt es derzeit zwei Varianten. Variante eins beinhaltet ein Studentenwohnheim mit WG-Wohnungen und Einzelzimmern mit bis zu 135 (Schlaf-) Zimmern. Variante zwei sieht ein Modell mit mehreren Wohnformen vor: studentisches Wohnheim (Anteil maximal 60 Prozent), Wohnen für Senioren und Pflegebedürftige (mindestens 20 Prozent), allgemeine Wohnnutzung (mindestens 20 Prozent).

Die zweite Variante werde seitens der Verwaltung bevorzugt, sagte Kuhlmann. Die weiteren gestalterischen Veränderungen seien mit dem Gestaltungsbeirat zu diskutieren. „Wir sind froh über diese Entwicklung, vor einem halben Jahr dachten wir noch, das Projekt scheitert“, fasste Kuhlmann zusammen.

Gastronomie zur Belebung

Nachdem der Bauausschuss bereits in nicht öffentlicher Sitzung die Planungen positiv bewertet hatte, folgte auch im Gemeinderat überwiegend Wohlwollen.

„Uns liegt ein gutes Konzept vor, das dringend benötigten und attraktiven Wohnraum schafft“, sagte Petra Romer-Aschenbrenner (CDU). Ihre Fraktion befürworte Variante zwei und wünsche sich deren Umsetzung. Die Nutzung des Erdgeschosses sei wichtig für die Belebung des Areals, auch in den Abendstunden. Eine Gastronomie wäre deshalb ideal.

Silvia Sonntag (Grüne) betonte, dass ein Stillstand an dieser Stelle vermieden werden müsse. Sie verwies darauf, dass der Durchführungsvertrag noch „maximale Flexibilität“ für den Investor beinhalte. Wichtig sei, dass die Entwicklung weiterhin gemeinsam mit der Hochschule erfolge. Sonntag prognostizierte, „dass dieses Projekt spannend bleibt“ und erklärte, dass ihre Fraktion nicht einheitlich abstimmen werde.

Magdalena Bopp (FW) sprach sich im Namen ihrer Fraktion ebenfalls „eindeutig“ für die zweite Variante mit verschiedenen Wohnformen aus, auch wenn dann deutlich mehr Stellplätze als bei einem rein studentischen Wohnen ausgewiesen werden müssten. „Wir hoffen, das Konzept geht auf“, sagte Bopp.

Kein Steigerlager zwei

Als „ganz wichtiges Kapitel von Stadtentwicklung und Stadtgestaltung“ bezeichnete Lutz Keil (SPD) das Vorhaben in einem „stadtnahen und sensiblen Gelände“. Er bedauerte, dass die ursprünglich geplante Gastronomie nicht mehr verwirklicht wird. „Jetzt hoffen wir auf neue Angebote.“ Die SPD befürworte das Projekt insgesamt, Biberach brauche neuen Wohnraum und könne sich längere Phasen von Leerständen nicht leisten.

Es sei wichtig, an diesem „signifikanten Punkt“ nicht irgendwann eine „Steigerlager-Situation“ zu bekommen, sagte Günter Warth (FDP). Dies könne aber über den Durchführungsvertrag geregelt werden. Eine Gastronomie sei wünschenswert – „bitte nicht nur eine Bäckerei, wir brauchen hier auch den Abendbetrieb“. Das Konzept des Investors mache einen schlüssigen Gesamteindruck.

Ralph Heidenreich (Linke) lobte, dass Wohnraum geschaffen wird. Er wisse aber nicht, wie die Sicherungen aussehen, damit sich eine „Steigerlager-Situation“ nicht wiederholt, und werde sich bei der Abstimmung enthalten.

Da von mehreren Räten die Parkplatzsituation angesprochen worden war, erklärte Baubürgermeister Kuhlmann, dass es durch den Wegfall der Großgastronomie jetzt auch im Untergeschoss mehr Parkplätze und Möglichkeiten gebe. Auch die einstige Andienungszone werde nicht mehr benötigt.

Der Gemeinderat stimmte abschließend sowohl dem Durchführungsvertrag zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Kolpingstraße/Saulgauer Straße“ (bei fünf Enthaltungen) als auch dem Satzungsbeschluss des vorhabenbezogenen Bebauungsplans (bei sechs Enthaltungen) zu.