05.12.2023

Diese Stellen sind bei Starkregen gefährdet

Alter Postplatz, Wolfentalstraße, Kapuzinerstraße, Wilhelm-Leger-Straße: Diese Bereiche oder zumindest Teile davon könnten bei einem Starkregenereignis bis zu einem Meter unter Wasser stehen. Welche Gebiete noch betroffen sein könnten, geht aus der Starkregengefahrenkarte hervor, die die Stadt jetzt in ihrem Geoinformationssystem online unter gis.biberach-riss.de für alle abrufbar zur Verfügung stellt. Auf dieser Grundlage können zielgerichtet Maßnahmen getroffen werden, um besonders gefährdete Objekte besser zu schützen.
Stadt Biberach veröffentlicht Starkregengefahrenkarte im Internet

Heftige Starkregenereignisse haben gezeigt, dass unwetterartige Niederschläge überall und auch abseits von größeren Flüssen zu dramatischen Überschwemmungen führen können. Niederschlagsereignisse von 40, 60 oder mehr als 100 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde können in Verbindung mit starken Gewittern große Schäden verursachen. Im Gegensatz zu Hochwasser an großen Flüssen ist der genaue Ort und Zeitpunkt von Starkregen kaum vorhersehbar.

Mithilfe von der Starkregengefahrenkarte kann in Biberach nun besser eingeschätzt werden, wo sich das Wasser sammelt und abfließt. Sie wurden im Zuge des Hochwasserschutzkonzepts Riß-Umlach als Voranalyse Starkregenrisikomanagement erstellt. In der Übersicht wird die maximale Überflutungsausdehnung für ein extremes Starkregenabflussereignis mit verschlämmten Einläufen zugrunde gelegt.

Die Ergebnisse der Simulation sind als maximale Wassertiefen flächig in farblicher blauer Abstufung in der Karte dargestellt. Je dunkler, desto tiefer – von über fünf Zentimeter bis über ein Meter Überflutungstiefe. Oberflächenabflüsse und Hangwasser unter fünf Zentimeter Einstau werden nicht angezeigt.

Die Stadt will mit der Veröffentlichung der Karte auf die Gefahren aufmerksam machen und die Bürger transparent und umfassend informieren. Die Starkregenvorsorge wird regelmäßig bei künftigen Baugebieten und Einzelprojekten berücksichtigt.

Starkregenrisikokarte für Ringschnait
Die Untersuchungsräume werden nun in kleinere Einzugsgebiete eingeteilt und nach dem Leitfaden Kommunales Starkregenrisikomanagement Baden-Württemberg detailliert untersucht. Der Bereich Ringschnait ist bereits fertiggestellt und als „Starkregenrisikokarte“ im Geoinformationssystem hinterlegt. Hier werden bereits die beschlossenen Einzelschutzmaßnahmen im Hochwasserschutzprogramm I der Stadt umgesetzt.

Die Bereiche Biberach Südwest mit den Ortsteilen Rindenmoos und Rißegg, Biberach Südost (Bachlangen, Hagenbuch, Bergerhausen) und Biberach Nordost mit Mettenberg werden derzeit von Ingenieurbüros bearbeitet. Die neuen detaillierten Starkregenrisikokarten sollen Mitte 2024 vorliegen. Für die noch fehlenden Bereiche Stafflangen und Biberach Nordwest mit Altstadtkern sind im Haushalt 2024 Mittel angemeldet. Sollten hier Zuschüsse vom Land bewilligt werden, können auch diese beiden Gebiete untersucht werden.

Passend zur Veröffentlichung der Starkregengefahrenkarte ist der Bauausschuss vergangene Woche über den aktuellen Stand beim Hochwasser- und Starkregenschutz informiert worden. Baubürgermeister Christian Kuhlmann erklärte, dass bereits vieles auf den Weg gebracht worden sei. Er verwies auf das fast fertige Hochwasserrückhaltebecken im Wolfental und den Hochwasserschutz Hagenbucher Graben, dessen Umsetzung jüngst begonnen hat.

Für das kleinere Becken des Hochwasserschutzes in Rindenmoos liegt zwischenzeitlich die wasserrechtliche Genehmigung vor.Anfang 2024 muss der Biberacher Gemeinderat entscheiden, ob dieses Becken ohne Zuschuss gebaut oder ob auf den Zuschuss im Zuge des Starkregenrisikomanagements gewartet werden soll. Letzteres würde eine Umsetzung des kleineren Beckens zusammen mit dem gesamten Hochwasserschutz in Rindenmoos bedeuten – aber erst in den kommenden Jahren.

Vorsorge der Eigentümer ist wichtig
Die Verwaltung griff in der Sitzungsvorlage außerdem das Förderprogramm Starkregenschutz auf, das Bürger dabei unterstützt, ihre Häuser künftig besser zu schützen. 45 Anträge auf Zuschüsse in Höhe von rund 43.000 Euro wurden Stand Juli dieses Jahres genehmigt. In diesem Jahr gab es bislang nur vier Beratungsgespräche.

Die Fraktionen betonten allesamt, dass der Schutz vor Hochwasser und Starkregen mit hoher Priorität behandelt werden muss.

Josef Weber (Grüne) forderte, dass ab dem Frühjahr die nächsten Maßnahmen umgesetzt werden, „damit wir möglichst viele Menschen beruhigen können.“ Die Rindenmooser dürften nicht allein gelassen werden. „Das kleine Becken muss so schnell wie möglich gebaut werden.“

Magdalena Bopp (FW) betonte, dass die Schutzmaßnahmen für die Bereiche Röhrenöschle und Rindenmoos mit Hochdruck vorangetrieben werden sollen. Sofern in Rindenmoos bei einem vorzeitigen Bau des kleinen Beckens nicht der Zuschuss für den gesamten Hochwasserschutz gefährdet sei, solle die Umsetzung in zwei Etappen erfolgen. Ihre Fraktion sei auch bereit, Straßenbauprojekte zugunsten einer schnelleren Umsetzung von Rückhaltebecken zu schieben.

Dem pflichtete Waltraud Riek (SPD) bei. Stellenweise sei die Umsetzung bislang doch eher im Zeitlupentempo erfolgt. Riek erwähnte, dass in Rindenmoos von privater Seite aus Schäden von insgesamt 4,75 Millionen Euro mit den Versicherungen abgerechnet worden seien. Auch sie plädiere angesichts der Dringlichkeit für eine baldige Realisierung des kleinen Beckens mit 7.000 Kubikmeter Stauvolumen. Sie warf zudem die Frage auf, ob das Förderprogramm angesichts der geringen ausbezahlten Zuschüsse passgenau für die Bürger sei.

Günter Warth (FDP) lobte, dass die Stadt mittlerweile viel in den Hochwasserschutz investiert habe. Er zeigte sich ob der wenigen Anträge über das Förderprogramm irritiert. Dies stehe doch in krassem Widerspruch zu den entstandenen Schäden.

Waltraud Jeggle (CDU) hakte nach, ob über den Hochwasserschutz in Rindenmoos demnächst separat beraten werde. Grundsätzlich gelte bei diesem Thema: „Je schneller gehandelt wird, desto besser.“

Im Januar werde es zum Hochwasserschutz in Rindenmoos eine Vorlage geben, erklärte Baubürgermeister Kuhlmann. Zuvor befasse sich noch der Ortschaftsrat damit. Zum Förderprogramm ergänzte er, dies sei bewusst so angelegt worden, dass sich Private besser schützen können. Er habe durchaus das Gefühl, das Programm sei passgenau. „Das ist eine Freiwilligkeitsleistung der Stadt, über die wir umfangreich informiert haben.“ Mit der Regulierung entstandener Schäden habe dies aber nichts zu tun. Dafür könne die Stadt nicht aufkommen.

272 Beratungsgespräche
Tiefbauamtsleiter Peter Münsch ergänzte, dass bislang 272 Beratungsgespräche stattgefunden hätten. Mittlerweile seien aus dem Förderprogramm rund 50.000 Euro bereitgestellt worden. „In diesem Jahr sind bislang nur vier Anträge gestellt worden.“ Es zeige sich, dass die Hochwasser- und Starkregenereignisse vor zweieinhalb Jahren nicht mehr so präsent seien. Zum mehrfach geäußerten Wunsch, die Maßnahmen schnell voranzutreiben, merkte Münsch an, dass die Stadt bereits mit einem „wahnsinnigen Tempo“ bei den laufenden Starkregenrisikountersuchungen unterwegs sei.

Die Verwaltung gehe derzeit davon aus, dass diese Untersuchungen mit dem Handlungskonzept und Maßnahmenplan bis Mitte nächsten Jahres so weit vorangeschritten sind, dass sie abschließend in den Ortschaftsräten und im Gemeinderat beraten werden können.

Starkregengefahrenkarte abrufbar
Die Starkregengefahrenkarte ist unter gis.biberach-riss.de abrufbar. Dazu die Ebene „Umwelt und Natur“ auswählen, ganz unten findet sich dann die Starkregengefahrenkarte.

Die Karte wurden mit Rechenmodellen als Voranalyse erstellt. Hierdurch sind kleine Abweichungen der tatsächlichen Fließwege und Überflutungstiefen möglich. Wer Abweichungen feststellt, kann diese per E-Mail an das Tiefbauamt (tiefbauamt@biberach-riss.de) mit dem Stichwort Starkregengefahrenkarte melden. Das macht die Karte dynamisch und sorgt für Aktualität. Je mehr Bürgerinnen und Bürger miteinbezogen werden, desto mehr kann das Starkregenrisikomanagement als gemeinsame Aufgabe verstanden werden.