27.09.2023

Beidseitiger Schutzstreifen für Radfahrer

Die Riedlinger Straße muss saniert werden. Die Stadt will die vom Bund geplante Erneuerung der Fahrbahndecke zur Neugestaltung dieser wichtigen Verkehrsachse nutzen. Die Details hatte der Gemeinderat 2022 beschlossen, jüngste Gespräche mit dem Regierungspräsidium (RP) erforderten aber ein Umdenken. Der Bauausschuss sprach sich deshalb für einen beidseitigen Angebotsstreifen für Radfahrer aus. Dieser darf auch von anderen Verkehrsteilnehmern benutzt werden. Einen Kreisverkehr an der Abzweigung zur Steigmühlstraße lehnte das Gremium entgegen dem Vorschlag der Verwaltung ab. Die finale Beschlussfassung obliegt dem Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag.
Die Riedlinger Straße wird saniert. Für Radfahrer soll es nach der Neugestaltung auf beiden Seiten einen sogenannten Angebotsstreifen geben.; © Stadtverwaltung Biberach

Eigentlich war im vergangenen Jahr beschlossen worden, dass stadtauswärts ein Radfahrstreifen, der ausschließlich Radfahrenden vorbehalten ist, installiert werden soll. Die Überlegungen in Richtung Innenstadt sahen in der Riedlinger Straße mindestens 38 Stellplätze sowie einen Radweg entlang der Steigmühlstraße und der Wolfentalstraße vor.

Bei der Besprechung der Vorentwurfsplanung im Juni forderten Vertreter des RP entgegen zuvor erfolgten Absprachen, dass anstelle des einseitigen Radfahrstreifens ein beidseitiger Angebotsstreifen (Schutzstreifen) für Radfahrer zur Ausführung kommen soll. Mit Auswirkungen unter anderem auf die Anzahl der öffentlichen Parkplätze.

Durch die Berücksichtigung der bestehenden Linksabbiegespur in den Schlierholzweg, einen Zebrastreifen und den Wegfall von Parkplätzen, die in Sichtfeldern von einmündenden Wegen und Straßen liegen, hätten nur noch zehn Parkplätze erhalten werden können.

Nach einer nichtöffentlichen Diskussion im Bauausschuss und abermaliger Rücksprache mit dem RP wurde die Planung deshalb nochmals geändert. Auf Linksabbiegespur und Zebrastreifen wird verzichtet, die Parkplätze, die die Sicht einschränken, können mit Blick auf Tempo 30 erhalten bleiben. „Insgesamt werden 36 Parkplätze geschaffen“, sagte Christian Kuhlmann im Bauausschuss.

Verwaltung schlägt Kreisverkehr vor
Der Baubürgermeister verwies auf die lange Planungsphase, die die Straße bereits hinter sich hat, und den aufgrund der zugesagten Fördermittel bestehenden Zeitdruck, den modifizierten Ausführungsbeschluss zu fassen.

Die überarbeiteten Pläne sehen als zentralen Punkt nicht nur die Radangebotsstreifen („gestrichelte weiße Linie“) vor, sondern auch einen Kreisverkehr an der Kreuzung Riedlinger Straße/Steigmühlstraße.

„Der Kreisverkehr ist für uns ein ganz entscheidender Punkt für die Verkehrssicherheit“, so Kuhlmann. „Wir haben hier einen Unfallschwerpunkt, gerade mit Radfahrern.“ Dieser solle mit dem Kreisverkehr entschärft werden.

Da das RP auch einer Ausführung mit nur einem Radangebotsstreifen (Breite 1,50 Meter) zustimmt, hatte die Verwaltung insgesamt vier Varianten für die künftige Gestaltung der Riedlinger Straße ausgearbeitet: Angebotsstreifen einseitig stadtauswärts oder beidseitig, jeweils mit und ohne Kreisverkehr.

Die Verwaltung schlug ihrerseits einen beidseitigen Radfahrangebotsstreifen mit Kreisverkehr vor. Der 4,85 bis 5,35 Meter breiten Fahrbahn schließen sich die jeweils 1,50 Meter breiten Angebotsstreifen an, auf beiden Seiten ist zudem ein 2,30 bis drei Meter breiter barrierefreier Gehweg geplant. Außerdem könnten bis zu 52 Bäume Platz finden. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich für diese Variante auf 5,6 Millionen Euro, wobei die Stadt einen Anteil von rund 2,7 Millionen Euro zu tragen hätte.

Uneins waren sich die Fraktionen in der Aussprache vor allem beim Kreisverkehr. 

Friedrich Kolesch (CDU) erklärte, seine Fraktion sehe die Vorteile nicht so stark wie von der Verwaltung vorgestellt. Die Mehrkosten von rund 800.000 Euro hätte zudem in großen Teilen die Stadt zu tragen. Grundsätzlich lobte Kolesch die Planung. „Wir bekommen ein großes Plus an Verkehrssicherheit, Gestaltung und Aufenthaltsqualität.“ Die CDU spreche sich für die beidseitigen Angebotsstreifen aus, auch wenn klar sei, dass die Fahrbahn „extrem schmal“ sei und es deshalb mitunter zu Verzögerungen komme. Wichtig sei zudem, dass es vor der Zahnarztpraxis Halt emöglichkeiten gebe – ein Wunsch, den in der Folge auch die anderen Fraktionsvertreter äußerten.

Rudolf Brüggemann (Grüne) erklärte, seine Fraktion könne der Variante mit beidseitigem Angebotsstreifen für Radfahrer und dem Kreisverkehr grundsätzlich zustimmen. Durch den Kreisverkehr erhöhe sich die Sicherheit für Radfahrer. Nicht einverstanden seien die Grünen mit dem Wegfall des Zebrastreifens zwischen den Hausnummern 53 und 61. „In der Nähe gibt es keine sichere Querungsmöglichkeit“, sagte Brüggemann.

Dass die für den Kreisverkehr vorgesehene Stelle ein Unfallschwerpunkt ist, sei ihr nicht bewusst gewesen, sagte Flavia Gutermann (FW) und merkte an, dass Zahlen hierzu interessant wären. Auch sie sprach sich im Namen der Freien Wähler wie zuvor die CDU für die Variante ohne Kreisverkehr und mit beidseitigem Schutzstreifen für Radfahrer aus. Gutermann begründete dies mit Verweis auf die Kosten und die Flächenversiegelung. Sie bat auch darum, während der Bauphase auf die Tankstelle Rücksicht zu nehmen.

Die Riedlinger Straße sei ein wenig die Quadratur des Kreises, meinte Waltraud Riek (SPD). Sie fürchte, dass der Angebotsstreifen für Radfahrer zu unsicher ist. Die SPD werde der von der Verwaltung vorgeschlagenen Ausführung zustimmen. „Weil das am ehesten eine längerfristig gute Lösung ist.“

Er erachte den geplanten Kreisverkehr als „unnötig“, erklärte Günter Warth (FDP). „Weshalb sollte der für mehr Sicherheit sorgen?“ Vielmehr würde der Kreisverkehr für stockenden Verkehr sorgen, beispielsweise wenn ein Bus anhalte. „Dann weicht der Verkehr in die Steigmühlstraße aus und das Problem wird verlagert“, so Warth. Die FDP sei für die Variante mit beidseitigem Angebotsstreifen ohne Kreisverkehr, auch aus Kostengründen.

Zwei Bauabschnitte
Tiefbauamtsleiter Peter Münsch erklärte, dass der Bus in diesem Bereich 20 bis 30 Sekunden halte. Dies führe nicht zu einem größeren Rückstau. Zur Erreichbarkeit der Tankstelle merkte er an, dass die Maßnahme in zwei Bauabschnitte aufgeteilt werde und die Tankstelle dadurch immer von einer Seite anfahrbar sei.

Christian Kuhlmann sicherte zu, die Haltezone vor der Zahnarztpraxis zu prüfen. Da die Grünen die Schaffung eines Fußgängerüberwegs im Bereich Schlierholzweg als Antrag formuliert hatten, wurden zunächst über diesen abgestimmt. Bei acht Gegenstimmen fand dieses Ansinnen aber keine Mehrheit. Auch der Kreisverkehr wurde abgelehnt. Lediglich sechs Ratsmitglieder sprachen sich dafür aus, neun lehnten ihn ab.

Einstimmig fiel dann die Entscheidung für die beidseitigen Radfahrangebotsstreifen aus. Die Kostenschätzung für diese Variante liegt bei gut 4,8 Millionen Euro, der Anteil der Stadt bei 2,2 bis 2,3 Millionen Euro.

Nach dem Beschluss des Gemeinderats sollen in den nächsten drei Monaten die Ausführungsplanung und der Förderantrag auf den Weg gebracht werden. Nach der Ausschreibung im ersten Quartal 2024 könnte noch im kommenden Jahr die Umsetzung erfolgen.