20.12.2023

Östlicher Marktplatz wird aufgewertet

Am westlichen Marktplatz bleibt alles wie gewohnt: Nachdem der Bauausschuss sich auf einen Kompromiss für die aus dem Beteiligungsprozess „Platz für alle“ und der Innenstadtstudie abgeleitete Umgestaltung geeinigt hatte, fand dieser vergangene Woche im Gemeinderat keine Mehrheit. Der östliche Marktplatz erfährt dagegen im Frühjahr durch eine Baumgruppe mit Sitzbänken sowie weiteren Sitzmöglichkeiten im Bereich des Bachs eine Aufwertung. In 2025 folgen dann Baumpflanzungen im Bereich C&A und am Holzmarkt.
Viel Diskussion, keine Veränderung: Auf der Südseite des westlichen Marktplatzes bleibt für den Moment alles wie gewohnt. ; © Stadt Biberach

Bereits im September war im Bauausschuss ausgiebig über mögliche Veränderungen im Bereich des westlichen Marktplatzes diskutiert worden. Schon damals zeichnete sich ab, dass die Fraktionen den Begriff „Veränderung“ durchaus unterschiedlich interpretieren. Doch letztlich gab es eine Mehrheit für einen Kompromiss, der zwischen dem Lenk’schen Esel und der „Schwäbischen Zeitung“ eine Reduzierung der Parkplätze von derzeit 27 auf bis zu 14 in der warmen Jahreszeit vorsah, um mehr Grün, Außengastronomie und Aufenthaltsqualität zu erreichen.

Vor den Gebäuden Marktplatz 31 (Metzgerei Koch, Bäckerei Keim&Brecht) und 27 (Bäckerei Zoll) sollten anstatt der Parkplätze Flächen für Außengastronomie entstehen, eingegrünt und von der Straße abgeschirmt durch kleinere Pflanzkübel ähnlich wie am Hafenplatz. Den Räten war es im Herbst wichtig, diesbezüglich erneut mit den drei Betrieben das Gespräch zu suchen. Auch die Alternative Parklets – mobile Stadtmöbel zum Verweilen für die Allgemeinheit – sollte nochmals geprüft werden. Des Weiteren waren in der Planung die Motorradstellplätze vor dem Gebäude Marktplatz 33 (Netto) berücksichtigt sowie weitere Fahrradbügel an der Ecke zur Schrannenstraße und im Bereich Marktplatz 35.

Mehr Struktur und Ordnung

Stadtplanungsamtsleiter Roman Adler verdeutlichte im jüngsten Bauausschuss einmal mehr, dass die Verwaltung den Bereich auf der Südseite gegenüber der Marktplatz-Bushaltestelle, der derzeit mit viel Mobiliar ausgestattet sei, besser strukturieren und ordnen möchte. „Hier gibt es zu viel Nutzung auf zu wenig Fläche.“ Die Verwaltung sehe in dieser Lage mehr Potenzial und deutliche Verbesserungsmöglichkeiten. Adler räumte aber auch ein, dass die Priorität der drei Betriebe auf dem Erhalt der Stellplätze liege.

Oberbürgermeister Norbert Zeidler erklärte, er habe Schreiben der beiden Bäckereien und der Metzgerei erhalten. „Sie möchten die Außensitzgelegenheiten so belassen, wie sie heute sind.“ Dies sei der eindeutige Tenor der Schreiben. Die Betriebe hätten ausgeführt, dass ein Wegfall der Parkplätze einen spürbaren Umsatzrückgang zur Folge hätte. So seien Anfang Mai beim Heimattage-Wochenende die Umsätze um 50 bis 70 Prozent zurückgegangen, trug Zeidler die Bedenken vor. Und weiter: Bereits die Einbahnstraßenregelung auf dem Marktplatz habe spürbar Umsatz gekostet.

Kontrovers verlief die anschließende Diskussion. Veränderungen fielen immer schwer, sagte Silvia Sonntag (Grüne), sie lösten Ängste aus. Bei „Platz für alle“ sei deutlich geworden, wie vielfältig die Ansprüche an die Nutzung zentraler Plätze seien, „aber wir wollen ja einen Gewinn an Aufenthaltsqualität im Zentrum“. Sie plädierte dafür, die Parklets aufzustellen. Diese würden sicher gerne genutzt und könnten auch flexibel an anderer Stelle aufgestellt werden. Dafür könne auf Parkplätze verzichtet werden.

Magdalena Bopp (FW) konnte den Parklets wenig abgewinnen. „Ältere Menschen sitzen dort nicht hin, um Kaffee zu trinken.“ Sie forderte, die Parkplätze auf dem westlichen Marktplatz so zu belassen, wie sie sind. Die Lage im Einzelhandel sei ohnehin schon schwierig. „Wir wollen den Betrieben nicht die letzte Geschäftsgrundlage wegnehmen.“

Irritiert über die Aussagen der Geschäftsinhaber zeigte sich Waltraud Riek (SPD). „Ich finde es schwierig, dass man jetzt alles so lassen soll.“ Sie würde sich mehr Mut wünschen. In diesem Bereich herrsche so viel Gedränge, dass ein wenig Entspannung guttäte. Günter Warth (FDP) sagte: „Auch wir sind unbedingt für mehr Grün und Schatten in der Altstadt.“ Der Marktplatz könne aber keinen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten, „das ist nicht seine Aufgabe“. Die Beschlussvorlage beinhalte „heikle Veränderung“, entsprechend überlegt müsse vorgegangen werden. Wenn bei den drei Betrieben die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben sei, würden sie nicht mehr investieren und sich zurückziehen. Die FDP sei bereit, für Baumkübel Parkplätze zu opfern, nicht aber für die Parklets. „An dieser Stelle lehnen wir sie ab, sie laden zu unerwünschter Grüppchenbildung ein“, sagte Warth und verwies auf den neuen Netto-Markt, vor dem keine ähnliche Situation wie beim Rewe am Bahnhof entstehen dürfe.

Paul Lahode (CDU) forderte, dass Klartext geredet werden müsse. Bei Umsatzeinbußen in der genannten Höhe seien die Geschäfte irgendwann weg. „Das müssen wir ernst nehmen“, so Lahode. „Wir wollen einen belebten Marktplatz, dürfen aber auch den Einzelhandel nicht vergraulen.“ Wegen den Nutzungskonkurrenzen gelte es, Kompromisse zu finden. „Die Außengastronomie soll so bleiben. Wenn Bedarf angemeldet wird, können wir die Parkplätze im Sommer zur Verfügung stellen. Diesen gibt es aber im Moment nicht.“ Auch Lahode sprach sich gegen die Parklets aus, eine Entwicklung wie beim Rewe am Bahnhof könne niemand wollen.

Östlicher Marktplatz

Auch für den östlichen Marktplatz hatte die Verwaltung Veränderungen vorgeschlagen: vier weitere Kübel mit Bäumen und Sitzbänken, entweder in einer Reihe entlang der Nordseite oder im Bereich des gepflanzten Baums an der Ecke Consulentengasse als Baumgruppe. Letztere bevorzugt die Verwaltung aufgrund der geringeren Auswirkungen auf anderen Nutzungen. Sollte sich die Baumgruppe bewähren, könnten an dieser Stelle auch fest Bäume gepflanzt werden. Die vorhandenen Baumkübel auf der Südseite sollen mit Sitzbänken ergänzt werden, die mobilen grauen Metallstühle erhalten bleiben, aber in reduzierter Form. Die Mitglieder des Bauausschuss sprachen sich mit knapper Mehrheit (9:8) für die vier Baumkübel auf dem östlichen Marktplatz und weitere Fahrradabstellbügel sowie Baumkübel im westlichen Teil aus, nicht aber für die Außengastroflächen oder die Parklets. Die mobile Bestuhlung erachtete eine Mehrheit als komplett verzichtbar.

Vier Tage später ging die Diskussion im Gemeinderat weiter, die Fraktionen ergriffen abermals das Wort. „War´s das jetzt?“, wollte Silvia Sonntag (Grüne) wissen. Mit Blick auf die Beschlussanträge müsse man schauen, was an Veränderung überhaupt noch übrigbleibe. „Das ist echt ein bisschen dünn.“ Magdalena Bopp (FW) erklärte, sie könne den Beschlussvorschlägen des Bauausschusses zustimmen. Waltraud Riek (SPD) sagte: „Die mobile Bestuhlung zu erhalten ist uns wichtig.“

„Operation am offenen Herzen“

Günter Warth (FDP) betonte, dass man es sich mit dem Kompromiss für den westlichen Marktplatz nicht einfach mache. „Die Umgestaltung ist eine Operation am offenen Herzen.“ Deshalb sei eine intensive Betrachtung notwendig, um eine Entwicklung wie in anderen Lagen – exemplarisch nannte Warth das „Sorgenkind Hindenburgstraße“ – zu verhindern. Seine Fraktion sei froh über den im Bauausschuss gefundenen Kompromiss. Als „tragbar“ bezeichnete Paul Lahode (CDU) diesen Kompromiss. „Wir werden dem klar zustimmen.“ Die mobile Bestuhlung sei verzichtbar.

Auch OB Zeidler meldete sich zum Abschluss der Debatte zu Wort. Er sprach von einem „gewissen Verwaltungsfrust“ und davon, dass er sich von diesem Prozess mehr erhofft habe. „Wir hätten uns viel Zeit sparen können“, so Zeidler, aber vielleicht sei das ja die Lernkurve in diesem Prozess. „Ich hätte mir zumindest gewünscht, das ursprüngliche Konzept probeweise umzusetzen und eventuell Kurzzeitparkplätze in diesem Bereich einzuführen“. Zeidler bedankte sich ausdrücklich bei den Mitarbeitern des Stadtplanungsamts und des Stadtmarketings, die viel Zeit in die Ausarbeitung des Konzepts investiert hätten.

Die Umgestaltung des östlichen Marktplatzes mit Baum- und Pflanzkübeln samt Sitzmöglichkeiten an der Ecke zur Consulentengasse und zusätzlichen Sitzbänken an den bereits auf der Südseite stehenden Kübeln fand bei der finalen Abstimmung eine 17:15-Mehrheit, zudem entfällt die mobile Bestuhlung. Keine Mehrheit fand der im Bauausschuss gefundene Kompromiss für den westlichen Marktplatz. Er wurde mit 16:16 Stimmen abgelehnt. Für den Kompromiss hatten CDU (9), Freie Wähler (4; Claudia Reisch fehlte entschuldigt) und FDP (3) gestimmt, dagegen Grüne (9), SPD (5), Ralph Heidenreich und OB Zeidler.

Gesamtkonzept für den Holzmarkt

Am westlichen Marktplatz gibt es damit aktuell keine Neugestaltung. Ein einstimmiges Votum gab es hingegen für das Pflanzen eines Baums vor dem C&A sowie einer Baumgruppe am Holzmarkt (Bäckerei Traub). Beides soll 2025 erfolgen. Für die künftige Gestaltung des Holzmarkts erstellt die Verwaltung ein Gesamtkonzept.