19.02.2020

Breslaustraße wird zur Fahrradstraße

Biberach erhält seine erste Fahrradstraße. Das ist ein Novum in Stadt und Landkreis. Die Breslaustraße wird im Abschnitt von der Brücke am Ratzengraben – beim Zugang zum Pestalozzi- Gymnasium – bis zur Adenauerallee als Fahrradstraße ausgewiesen. Nach Verkehrszählungen im Sommerhalbjahr sollen dort erste Erfahrungen vorliegen, um eventuell weitere Straßenabschnitte umzuwidmen. Dem stimmte der Bauausschuss einhellig zu.
Breslaustraße

Fahrradstraßen einzurichten, ist Teil des neuen Radverkehrskonzepts der Stadt und sie wurden von der Grünen-Fraktion im Haushalt 2020 beantragt. Mit der Umwidmung des Abschnittes „Brücke Ratzengraben bis Adenauerallee“ der Breslaustraße werde dem Radverkehr gegenüber den Autos Vorrang eingeräumt, sagte Anna Kleine-Beek, die Leiterin des Ordnungsamtes, in der Sitzung.

Bereits heute sei der Anteil der Radfahrer in dieser Straße mit durchschnittlich 50 Prozent recht hoch. Der Radverkehr werde damit attraktiver und sicherer, da ein Nebeneinanderfahren erlaubt sei. „Die Radfahrer bekommen mehr Achtung und Aufmerksamkeit vom motorisierten Verkehr“, meinte die Leiterin des Ordnungsamtes.

Das kleine Teilstück der Breslaustraße gehört zum „Donau-Bodensee-Radweg“ und innerstädtisch ist es eine wichtige Verbindung zwischen den südlichen Wohngebieten und Arbeitsplätzen mit dem Bahnhof. Der Abschnitt wird von Schülern und Jugendlichen mit dem Fahrrad viel genutzt, weil er Teil der Schulmeile mit allen weiterführenden Schularten und Sportanlagen ist und auch die Jugendhäuser „9teen“ und „Abdera“ hier stehen.

Die Bedeutung dieses Abschnittes für den Radverkehr werde durch Stichprobenzählungen mit einem Radfahreranteil von 55 Prozent belegt, sagte Anna Kleine-Beek. Auch an schulfreien Tagen betrage der Anteil des Radverkehrs noch 34 Prozent. Der Straßenabschnitt liege bereits in einer Tempo-30-Zone und erfülle damit alle rechtlichen Bedingungen. Die Fahrbahn sei circa 7,80 Meter breit, auf der westlichen Seite bestehe ein Gehweg mit drei Metern Breite und auf der Ostseite werde, soweit dies Zufahrten und Parkplätze zulassen, auf der Fahrbahn geparkt.

Zwei Gewerbebetriebe, die TG-Geschäftsstelle und Gaststätte würden über diesen Abschnitt angefahren. Zudem werde die Straße von „Elterntaxis“ und zur Anfahrt zu den Parkplätzen der Schulen und Bediensteten genutzt. In der Nachmittagsspitze werde die Strecke oft zum Schleichweg.

Anna Kleine-Beek erklärte, es sei geplant, in einem ersten Schritt, neben der üblichen Beschilderung „Fahrradstraße“, auch großflächige Hinweise auf dem Straßenbelag anzubringen und Trennstreifen zu den Stellplätzen am Straßenrand zu markieren. Die große Bodenmarkierung soll bei der jeweiligen Zufahrt von der Adenauerallee, an der nördlichen Breslaustraße in Höhe der Ratzengrabenbrücke und an den beiden Radwegzufahrten vom Bahnhof bzw. in Höhe des TG-Heims wiederholt werden.

Die beiden Gewerbebetriebe, die TG-Geschäftsstelle und die Schulen würden jetzt umgehend über die Umwidmung informiert, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Friedrich Kolesch (CDU) hätte sich gewünscht, dass man die Anlieger früher informiert hätte. Weil zwei Gewerbebetriebe dort angesiedelt sind, wird künftig auch Kfz-Verkehr für Anlieger bzw. Kunden erlaubt sein; deshalb handle es sich um keine reine Fahrradstraße, ergänzte Anne Kleine-Beek.

Sollten die Erfahrungen mit der Breslaustraße positiv sein, könne man sich mit weiteren von den Grünen vorgeschlagenen Straßen befassen: der Rau-, der Martin- und der Felsengartenstraße. „Jetzt haben wir sie also, die erste Biberacher Fahrradstraße“, freute sich Silvia Sonntag (Grüne). Hier werde Radfahrern Platz gegeben. „Jetzt hoffen wir natürlich auf eine Weiterführung.“ Auch Stefanie Etzinger (FW) sieht den unbestrittenen Sinn der Maßnahme, zumal die Straße an den Schulen liegt und das Radfahreraufkommen dort ohnehin hoch sei.

Lutz Keil kennt eine Fahrradstraße aus Benningen (bei Memmingen) aus eigener Anschauung und dort habe man bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Er wollte wissen, warum die Biberacher Fahrradstraße nicht bereits an der Einbiegung vom Zeppelinring in die Breslaustraße beginnt. Außerdem sieht er es als konsequent an, dass die Fahrradstraße irgendwann durch die Adenauerallee weitergeführt wird. Elke Fischer vom Stadtplanungsamt antwortete: Wegen der Tiefgarage der Kreissparkasse und der Einmündung in den Prinz-Eugen- Weg sei die Situation am Zeppelinring etwas unübersichtlich, deshalb wolle man erst Erfahrungen sammeln; „und wenn alles klappt, können wir bis an den Zeppelinring verlängern“.

Auch Alfred Braig (FDP) und Friedrich Kolesch (CDU) sehen die neue Entwicklung positiv. Kolesch will jedoch gesichert haben, dass die bisherigen Nutzungen in der Straße (Autozufahrt zu den Gewerbebetrieben, Sporthallen und zum TGHeim) bestehen bleiben, und auch die Zufahrt zu den Parkplätzen unbedingt erhalten bleibt. Deshalb plädierte er dafür, dass die Straße für alle Fahrzeuge offen bleibt, nicht nur für Anlieger. Das konnte sich auch Anna Kleine-Beek so vorstellen.

Bedenken hatte Kolesch, die großen Markierungsflächen auf der Straße könnten vor allem im Winter glatt sein und Radfahrer in Kurven ins Rutschen bringen. Überdies forderte er, vor der Entscheidung im Gemeinderat die Anlieger zu informieren und ihnen zu ermöglichen, Stellung zu nehmen, was von der Verwaltung zugesagt wurde. Zur Rutschgefahr erwiderte Christian Kuhlmann „wenn man die richtige Oberfläche wählt, sind diese Markierungen nicht rutschig“.

Wissenswertes zur Fahrradstraße

Schild Fahrradstraße