09.11.2022

Straßenbeleuchtung bleibt nachts länger gedimmt

Die Notwendigkeit Strom zu sparen, veranlasst die Stadt, die bisherige Lichtstärke der Straßenbeleuchtung zwischen 22 und 6 Uhr zu halbieren und die Giebelbeleuchtung am Marktplatz bereits um 21 Uhr auszuschalten. Dem hat der Gemeinderat zugestimmt. Dies sind erste Bemühungen, um den Stromverbrauch in der Stadt zu verringern. Sparmaßnahmen beim Gasverbrauch werden bereits umgesetzt.

Siegfried Kopf-Jasinski erklärte im Gemeinderat, die aktuelle Energiekrise, ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, erfordere in der Gesellschaft, aber auch in der Stadtverwaltung enorme Anstrengungen zur Reduzierung des Gas- und Energieverbrauchs. Im kurzfristig eingerichteten Verwaltungsstab „Gas- und Energiekrise“ würden und werden Maßnahmen identifiziert, entschieden und deren Umsetzung auf den Weg gebracht. Ein großer Teil der Maßnahmen könne verwaltungsintern geregelt werden und basiere auf bundesrechtlichen Vorgaben. Es verblieben aber auch Maßnahmen von öffentlicher Relevanz, wie zum Beispiel die Straßenbeleuchtung.

Die Verwaltung schlage deshalb vor, die Beleuchtungsstärke der Straßenbeleuchtung von 22 bis 6 Uhr um 50 Prozent zu reduzieren, das wären drei Stunden weniger volle Beleuchtung als bisher (aktuell wird von 23.30 bis 4.30 Uhr weniger stark beleuchtet). Damit würden rund 18 Prozent des gesamten Stromverbrauchs eingespart.

Außerdem schlug die Verwaltung vor, die Giebelbeleuchtung in der Weihnachtszeit bereits um 21 Uhr abzuschalten. Das bedeutet eine tägliche Reduzierung um zwei Stunden. Die Giebelbeleuchtung solle ferner baldmöglichst auf LED umgestellt werden.

„Diese Maßnahmen sind erste Schritte der Einsparung“, sagte Siegfried Kopf-Jasinski. „Wir sind laufend dabei, weitere Energiesparmaßnahmen zu identifizieren und umzusetzen.“ Ein wichtiger Baustein seien dabei auch die Fotovoltaikanlagen, die die Stadt gebaut hat und noch bauen werde. „Mit unseren PV-Anlagen, die bis Ende 2022 gebaut sind, produzieren wir etwa 650 000 kWh Strom und mit denen, die wir nächstes Jahr bauen wollen, nochmals knapp 300 000 kWh.“

In der Diskussion im Gemeinderat gab es weitgehend Zustimmung für die vorgeschlagenen Maßnahmen, was die Straßenbeleuchtung betrifft. Es dürfe jedoch nur so weit reduziert werden, dass die Sicherheit der Bürger nicht gefährdet sei. Eine komplett dunkle Stadt wolle man nicht, hieß es. Bei der Giebelbeleuchtung am Marktplatz gingen die Meinungen auseinander.

Mehr als ein Signal

Magdalena Bopp (FW) bemerkte, es seien enorme Anstrengungen nötig, um gut durch den Winter zu kommen. Man sei insgesamt einverstanden mit den Vorschlägen der Verwaltung. Auch Waltraud Riek (SPD) sah die große Herausforderung für alle. Sie hoffe, man werde mit den angedachten Maßnahmen so viel erreichen, dass eine weitere Mangellage verhindert werden könne. Ihr Vorschlag für die Weihnachtsbeleuchtung: Man solle sie nur 16 Tage leuchten lassen (an Samstagen, Sonn- und Feiertagen) als deutliches Signal der Stadt.

Eine weitere Alternative präsentierte Silvia Sonntag (Grüne). Ihr sei sehr wohl bewusst, dass die Giebelbeleuchtung in Biberach ein hochemotionales Thema sei. Dennoch schlage sie vor, von den insgesamt 42 Tagen der Advents- und Weihnachtszeit an 26 Tagen verkürzt zu beleuchten und an den anderen 16 Tagen nicht einzuschalten. Bei der Giebelbeleuchtung handle es sich immerhin um 5000 Glühbirnen. „Der Verzicht wäre mehr als ein Signal“, sagte Sonntag. Der Antrag wurde vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt.

Bei der Straßenbeleuchtung müsse man prüfen, ob es bei den LED-Leuchten möglich wäre, noch stärker zu dimmen. „Wir sollten alles ausnutzen, was geht.“ Für Günter Warth (FDP) ist die Giebelbeleuchtung unerlässlich, um eine weihnachtliche Atmosphäre zu schaffen. Man rede hier von 0,18 Prozent der Energiekosten der Stadt. Diese geringe Einsparung würde den Verlust an Stimmung nicht aufwiegen. Seine Fraktion lehne den Vorschlag, die Giebelbeleuchtung einzuschränken, ab.

Friedrich Kolesch (CDU) betonte, die Stadt habe bereits einiges umgesetzt (beim Gas etwa die Reduzierung der Temperaturen in den Amtsstuben). Jetzt gehe es um den Strom und auch hier habe man mit der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED schon einiges erreicht. Deshalb müsse man die restlichen 1500 Leuchten so schnell wie möglich umrüsten. Die Ausweitung der Zeiten, in denen gedimmt wird, sei richtig, sagte Kolesch, eine dunkle Stadt wolle man aber nicht. Auch bei der zeitlichen Verkürzung der Giebelbeleuchtung stimme seine Fraktion zu, auch wenn die Einsparung nicht bedeutend sei. Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen.

Darüber hinaus will die Stadt Maßnahmen für den Fall vorbereiten, dass Räume nicht mehr beheizt werden können, weil die notwendige Energie nicht mehr zur Verfügung steht. In einem Notfallplan werden entsprechende Szenarien geprüft und Maßnahmen vorbereitet. Ziel ist es, im Dezember diesen Notfallplan abgestimmt zu haben.

Im August wurde bei der Stadt ein Verwaltungsstab „Gas- und Energiekrise” unter Federführung des Baudezernates eingerichtet, in dem alle relevanten Ämter gemeinsam mit Vertretern der e.wa riss, der Feuerwehr, des DRK und weiteren Akteuren Einsparoptionen aufzeigen, Notfallpläne entwickeln, notwendige Entscheidungen und Maßnahmen vorbereiten und umsetzen.